Agiles Projektmanagement versus klassisches Projektmanagement: Ein umfassender Vergleich

In der heutigen dynamischen Geschäftswelt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, Projekte effizient, flexibel und zielgerichtet umzusetzen. Zwei der am häufigsten diskutierten Ansätze zur Projektleitung sind agiles Projektmanagement und klassisches Projektmanagement. Diese Methoden repräsentieren unterschiedliche Philosophien und Herangehensweisen, die jeweils ihre eigenen Stärken und Schwächen mit sich bringen. Doch welche Methode eignet sich besser für Ihr spezifisches Projekt? Und wie funktionieren Modelle wie Scrum und PRINCE2 im Kontext dieser Ansätze? In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf beide Welten.


Einleitung in agiles Projektmanagement und klassisches Projektmanagement

Was ist klassisches Projektmanagement?

Das klassische Projektmanagement basiert auf einer linearen und strukturierten Herangehensweise. Projekte werden in klar definierte Phasen unterteilt – von der Initiierung über die Planung, Ausführung, Überwachung bis hin zum Abschluss. Dieses Modell ist auch als Wasserfallmodell bekannt, da die Arbeit schrittweise wie ein Wasserfall von einer Phase zur nächsten übergeht.

Ein prominentes Framework im klassischen Projektmanagement ist PRINCE2 (Projects IN Controlled Environments). Dieses Framework legt den Fokus auf Governance, Kontrolle und detaillierte Planung. PRINCE2 ist besonders im öffentlichen Sektor und bei großen, komplexen Projekten beliebt.

Was ist agiles Projektmanagement?

Im Gegensatz zum klassischen Ansatz ist das agile Projektmanagement iterativ und flexibel. Es betont die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Stakeholdern und ist darauf ausgelegt, sich schnell an Veränderungen anzupassen. Agilität ist besonders in den letzten 20 Jahren mit der Veröffentlichung des Agilen Manifests für die Softwareentwicklung populär geworden.

Ein weit verbreitetes agiles Framework ist Scrum, das auf kurzen, zeitgebundenen Iterationen (so genannten „Sprints“) basiert. Scrum stellt Transparenz, Anpassungsfähigkeit und die Zusammenarbeit im Team in den Mittelpunkt.


Agiles Projektmanagement: Wichtige Prinzipien und Tools

Prinzipien des agilen Projektmanagements

Das agile Projektmanagement beruht auf vier Grundwerten und zwölf Prinzipien, die im sogenannten Agilen Manifest beschrieben sind. Im Zentrum stehen:

  1. Individuen und Interaktionen über Prozesse und Werkzeuge.
  2. Funktionierende Software (bzw. Ergebnisse) über umfassende Dokumentation.
  3. Zusammenarbeit mit dem Kunden über Vertragsverhandlungen.
  4. Reagieren auf Veränderungen über das Festhalten an einem Plan.

Das Ziel ist es, sich einem dynamischen Marktumfeld anzupassen und den Kunden einen größtmöglichen Wert zu bieten.

Scrum: Ein agiles Framework

Scrum ist eines der am häufigsten verwendeten Frameworks im agilen Projektmanagement. Es zeichnet sich durch klare Rollen, Artefakte und Ereignisse aus:

  • Drei Rollen: Scrum Master, Product Owner und Entwicklungsteam.
  • Artefakte: Product Backlog, Sprint Backlog, Increment.
  • Ereignisse: Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review und Sprint Retrospektive.

Scrum ist besonders geeignet für Projekte mit hoher Unsicherheit, wo Anforderungen sich oft ändern.

Wann eignet sich agiles Projektmanagement?

Agilität ist ideal, wenn:

  • Projekte schnell auf Kundenfeedback reagieren müssen.
  • Anforderungen sich häufig ändern.
  • Kreative und kollaborative Arbeit im Vordergrund steht (z. B. Softwareentwicklung, Produktentwicklung).

Klassisches Projektmanagement: Wichtige Prinzipien und Tools

Prinzipien des klassischen Projektmanagements

Das klassische Projektmanagement stützt sich auf eine vorab festgelegte Struktur. Projekte werden umfangreich geplant, und es wird ein klarer Budget- und Zeitrahmen festgelegt. Diese Methode folgt streng dem sogenannten Wasserfallmodell, bei dem jede Phase abgeschlossen sein muss, bevor die nächste beginnen kann.

PRINCE2: Ein Framework im klassischen Projektmanagement

PRINCE2 ist eines der bekanntesten Frameworks für klassisches Projektmanagement. Es basiert auf sieben Grundprinzipien, die den Erfolg eines Projekts sicherstellen sollen:

  1. Fortlaufende geschäftliche Rechtfertigung (Business Case).
  2. Lernen aus Erfahrungen.
  3. Definierte Rollen und Verantwortlichkeiten.
  4. Steuern nach Managementphasen.
  5. Produktorientierung (Fokus auf Ergebnissen).
  6. Anpassung an das Projektumfeld.
  7. Geplantes Management von Abweichungen.

PRINCE2 legt besonderen Wert auf Dokumentation und robuste Kontrolle, was es ideal für große Projekte macht.

Wann eignet sich klassisches Projektmanagement?

Das klassische Projektmanagement wird bevorzugt, wenn:

  • Anforderungen klar definiert sind.
  • Zeitrahmen und Budget nicht variabel sind.
  • Das Projekt geringem Veränderungsdruck unterliegt (z. B. Bauprojekte, Infrastrukturprojekte).

Vergleich: Agiles Projektmanagement vs. klassisches Projektmanagement

Während sowohl agiles als auch klassisches Projektmanagement auf spezifischen Prinzipien und Frameworks basieren, unterscheiden sie sich grundlegend in ihrem Ansatz.

1. Planung und Flexibilität

  • Klassisches Projektmanagement: Hier wird ein detaillierter Projektplan erstellt, der bis zum Ende befolgt wird. Anpassungen sind schwierig und selten.
  • Agiles Projektmanagement: Der Plan ist flexibel und wird in Iterationen entwickelt. Änderungen können problemlos eingearbeitet werden.

2. Fokus auf Ergebnis oder Prozess

  • Klassisches Projektmanagement: Der Fokus liegt auf Prozessen, methodischer Kontrolle und Dokumentation (z. B. PRINCE2).
  • Agiles Projektmanagement: Der Fokus liegt auf den Ergebnissen und dem Mehrwert für den Kunden. Dokumentation wird minimiert.

3. Zusammenarbeit

  • Klassisches Projektmanagement: Die Kommunikation erfolgt hierarchisch. Der Projektleiter trägt die Verantwortung.
  • Agiles Projektmanagement: Teamarbeit im Zentrum. Rollen wie der Scrum Master fördern die Zusammenarbeit und Selbstorganisation.

4. Umgang mit Unsicherheit

  • Klassisches Projektmanagement: Eher ungeeignet für dynamische oder unsichere Projekte, da es auf klaren Vorgaben basiert.
  • Agiles Projektmanagement: Hervorragend für Projekte geeignet, bei denen sich Anforderungen oder Prioritäten ändern können.

5. Messung des Fortschritts

  • Klassisches Projektmanagement: Fortschritt wird anhand des Plans und der Budget-/Zeitziele gemessen.
  • Agiles Projektmanagement: Fortschritt wird durch funktionsfähige Ergebnisse (z. B. „Increments“ in Scrum) sichtbar gemacht.

Vor- und Nachteile beider Ansätze

Vorteile des klassischen Projektmanagements

  • Klare Struktur und Planbarkeit.
  • Eindeutige Zielsetzung und detaillierte Dokumentation.
  • Gut für Projekte mit festen Rahmenbedingungen.

Nachteile des klassischen Projektmanagements

  • Wenig flexibel bei Veränderungen.
  • Aufwändig in der Planung.
  • Risiko, dass das Endergebnis nicht den Kundenanforderungen entspricht.

Vorteile des agilen Projektmanagements

  • Hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.
  • Kontinuierliches Feedback und höhere Kundenzufriedenheit.
  • Fördert Eigenverantwortung und kreative Zusammenarbeit im Team.

Nachteile des agilen Projektmanagements

  • Eignet sich nicht für Projekte mit klaren, festgelegten Zielen.
  • Höherer Kommunikationsaufwand.
  • Abhängigkeit von motivierten und qualifizierten Teams.

Hybrides Projektmanagement: Das Beste aus beiden Welten?

Ein beliebter Ansatz in der modernen Projektlandschaft ist das hybride Projektmanagement, bei dem Elemente aus beiden Welten vereint werden. Beispielsweise können Planungs- und Governance-Methoden aus klassischen Frameworks wie PRINCE2 mit agilen Elementen wie Scrum kombiniert werden.

Anwendungsbeispiel: In einem Bauprojekt können die physischen Bauphasen durch klassisches Projektmanagement geplant werden, während Softwareentwicklungsaufgaben für das Gebäudemanagement agil durchgeführt werden.


Fazit: Welcher Ansatz passt zu Ihrem Projekt?

Die Wahl zwischen agilem und klassischem Projektmanagement hängt von den spezifischen Anforderungen und Rahmenbedingungen Ihres Projekts ab. Während klassische Methoden wie PRINCE2 Stabilität und Kontrolle bieten, ermöglichen agile Methoden wie Scrum Flexibilität und Kundenzufriedenheit.

Empfehlungen:

  • Wählen Sie klassisches Projektmanagement, wenn Ihr Projekt gut planbar ist und wenig Unsicherheiten birgt.
  • Nutzen Sie agiles Projektmanagement, wenn Ihr Projekt komplex und dynamisch ist oder regelmäßiges Feedback erfordert.
  • Erwägen Sie hybride Ansätze, um die Vorteile beider Welten zu nutzen.

Egal für welchen Ansatz Sie sich entscheiden – eine fundierte Kenntnis der Prinzipien und Frameworks wird der Schlüssel zu einem erfolgreichen Projekt sein.

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